DER ROOSTER hat geschrieben: ↑Sa 7. Dez 2019, 15:06
Hier ist immer noch sehr viel die Rede vom großen, langfristigen Konzept, von einer Philosophie, vom Roostershockey. Aber gibt es so etwas denn überhaupt? Gibt es ein Redbull-Hockey, ein Haie-Hockey, ein Adlerhockey? Ich glaube, dass Konzeptgerede rund um die Inthronisierung von Christian Hommel ist auch eine Art Mogelpackung. Mit dem Ziel, die denkbar einfachste und denkbar billigste Lösung als Geniestreich zu verkaufen. Konzept hin oder her - im Prinzip gibt es doch in unserem Sport Gesetzmäßigkeiten, die bei der Kaderplanung von Jahr zu Jahr zu beachten sind. Und Erfolg hat dann der, dem das am besten gelingt. Eine richtige Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Dynamik. Unterschiedliche Kompetenzen müssen abgedeckt sein. Spieler, die auf hohem Niveau technische Lösungen finden, bracht es ebenso, wie Spieler, die notfalls auch mal mit der Brechstange ein Tor erzielen können. Und es braucht Spieler, die auch mal hinlangen können, wenn klar wird, dass der Gegner versucht, unsere wichtigsten Spieler durch brutale Härte aus dem Spiel zu nehmen. Geld hilft bei der Kaderplanung, es ist aber nicht die einzigste Komponente, dafür gibt es genug Beispiele in der Liga.
Wie läuft bei uns Kaderplanung ab? Die Saison ist nicht so verlaufen, wie sie sollte. Also (fast) alles raus und alles neu macht der Mai. Eine meiner schlimmsten "Wunden" in der DEL-Historie bleibt für mich die Saison, als wir nach einer genialen Vorrunde dritter geworden sind, um dann mit Heimrecht im Viertelfinale gegen Nürnberg auszuscheiden. Man fand keine Antwort auf die hohe Körperlichkeit der Nürnberger. Es war, als wäre man gegen einen Prellbock gefahren. Das nimmt man dann zum Anlass für einen großen Umbruch, anstatt darauf zu bauen, dass die Mannschaft daraus lernen wird und durch Kaderergänzung gezielt die Kompetente Körperlichkeit gestärkt wird. Und dann wurde es von Jahr zu Jahr nur noch schlechter. Teilweise scheint mir die sportliche Leitung bei Spielern auch zu ungeduldig. Gehalten werden sollen nur Spieler, die gleich wie eine Bombe eingeschlagen sind. Wer eine eher durchschnittliche Debüt-Saison am Seilersee hingelegt hat, ist gleich wieder weg vom Fenster. Und woanders können sie dann voll überzeugen. Jedes Jahr wird eine andere Parole ausgegeben, ohne das sich wirklich etwas zum Guten änderte. Und das ist auch jetzt wieder so.
Was ist zu tun? Ich denke, wir sind in einer Situation, dass es mit dem Drehen an gewissen Stellschrauben im Training nicht mehr getan ist. Aktuell kann nur ein starker Impuls helfen. Und sorry, das bedeutet nun einmal: Trainerwechsel. Nicht, weil der aktuelle Trainer eine völlige Pfeife ist und überhaupt nichts vom Eishockey versteht oder als Mensch überhaupt nichts taugt. Nein, aber es ist eine Situation eingetreten, in der die Dinge überhaupt nicht mehr zueinander passen, in der die Chemie überhaupt nicht mehr stimmt. Und das ist dann auch durch einen Stuhlkreis nicht mehr zu lösen. Und es muss jetzt etwas passieren. Die Alternative wäre doch, sich bis ins neue Jahr durchzuwurschteln und dann irgendwann - aber wieder einmal zu spät - die Reißleine zu ziehen. Statt einem wirklichen Impuls wird der Co-Trainer zum Chef, es ändert sich nicht viel und die Saison geht irgendwie zu Ende. Oder ist die Mannschaft so schlecht, dass auch ein Trainerwechsel nichts bringt? Ich finde nicht, sie hat in den besseren Tagen dieser Saison gezeigt, dass durchaus gute Ansätze vorhanden sind.
So beurteile ich das auch und bin ebenfalls der Meinung, dass Ursachen der Probleme die die Roosters jetzt haben vor allem in der dilettantischen sportlichen Leitung der Vergangenheit liegen. Ob Hommi der Mann ist, der es besser machen kann bleibt nach wie vor abzuwarten.
Im Moment vermittelt er allerdings nicht den Eindruck, als hätte er aus den haarsträubenden Fehler und der Ahnungslosigkeit der vergangenen Spielzeiten die richte Leere gezogen. Er ist allerdings auch blutiger Anfänger genau wie sein Personal hinter der Bande und als Solche machen sie eben auch zwangsläufig Anfängerfehler.
Entscheidend wird jetzt sein, ob sie in der Lage sind diese zu erkennen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und vor allem diese dann jetzt aber auch schnellstens zu korrigieren. Und dies muss sehr schnell passieren und nicht wie es in der Vergangenheit üblich war viel zu spät. Viele Spiele kann der Manager seinem Coach wohl nicht mehr geben um sich doch noch zu bewehren.
Ich drücke ihnen beide Daumen dafür, dass sie jetzt die richtigen Dinge tun und es wieder irgendwie hinbekommen. Denn wenn nicht, dann wird es sehr wahrscheinlich so sein, dass man irgendwie bis weit in das kommende Jahr hinein so weiter wurschtelt und dann der "Eismeister " die Mannschaft übernimmt.
Das wäre dann zwar absolut roostertypisch, aber es würde bedeuten, dass nicht nur die Clubführung, sondern eben leider auch ein Sympathieträger wie Christian Hommel dem Vorwurf ausgesetzt wäre aus den Fehlern und dem Irrsinn der Vergangenheit nichts gelernt und nahtlos an den Dilettantismus der letzten Jahre anknüpfen würden.
Und das wäre nach dem das, was entgegen jeder Erwartung so gut begonnen hat einfach nur unglaublich schade und eine einzige Katastrophe. Weil das eben auch bedeuten würde, dass der von Herrn Brück so gerne zitierte schlafende Riese in ein tiefes Koma fallen und spätestens nach der nächsten Saison sterben würde.