Eishockey im freien Fall bei Medien und Publikum

Alles rund um die anderen Teams der höchsten zwei deutschen Eishockeyligen
Mortimer
Beiträge: 0
Registriert: Di 7. Aug 2007, 21:34
Wohnort: Unna

Eishockey im freien Fall bei Medien und Publikum

Ungelesener Beitrag von Mortimer »

Eishockey im freien Fall bei Medien und PublikumVon Gernot Kirch


Die Wahrheit ist bitter, aber sie ist Fakt: Das deutsche Eishockey findet bei überregionalen Zeitungen und im Fernsehen nicht mehr statt. Was wiederum bedeutet, es findet in der öffentlichen Wahrnehmung keinerlei Beachtung mehr. Dies betrifft sowohl die DEL, wie die Nationalmannschaft. Ob dies der Nullpunkt ist, oder es weiter abwärts geht, lässt sich noch nicht sagen, wobei es kaum noch weiter abwärts gehen kann. Doch das deutsche Eishockey und speziell die Macher der DEL sind ja für jede (negative) Überraschung gut.

weiter
tennisplatzis
Beiträge: 22
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 19:13

Re: Eishockey im freien Fall bei Medien und Publikum

Ungelesener Beitrag von tennisplatzis »

In vielen Punkten stimme ich Herrn Kirch zu, in einigen aber passen seine Argumente nicht ganz.

Seine angeführte TV-präsenten Sportarten lassen sich wohl kaum mit Eishockey vergleichen. Zum einen stellt er Individualsportarten mit Mannschaftssportarten gleich, zum anderen führt er hauptsächlich Sportarten auf, die vor allem deswegen so hohe TV-Präsenz und Quoten bringen, weil schwarz-rot-gold dort an vorderster Front mitspielt. Wer würde sich denn bitte Biathlon, Rodeln, Eisschnelllaufen, Bob usw. ansehen, wenn die deutschen Vertreter dort nur um Platz 8 mitlaufen/-fahren, so wie es das deutsche Eishockey in etwa tut? Die Sportarten würden im Free-TV vermutlich gar nicht stattfinden... ähnlich wie Handball, das vor allem deswegen so boomt, weil die dt. Nationalmannschaft über die Maßen erfolgreich war zuletzt. Und das ist sie, weil die deutsche Handball-Bundesliga die beste Liga der Welt ist (übrigens nicht zuletzt auch, weil dort die besten ausländischen Handballer der Welt mitspielen...).

In Sachen Ausländeranteil hat man sicherlich viele Fehler gemacht und man kann die jetzt anstehende Änderung auf die Regelung '10+2' für nicht weitgehend genug halten, aber gerade im Eishockey (sogar in der DEL) ist die Quote an deutschen Spielern bei den Mannschaftssportarten führend, soweit ich weiß... ist zwar auch eine PR-Aussage der DEL aber bisher unwidersprochen.

Zum Thema Auf- und Abstieg: Das ist prinzipiell ein guter Vorschlag, den GK da bringt. Nur leider kann man ihm auch da entgegnen, dass es ja auch direkten Auf- und Abstieg schon einige Male gegeben hat, er aber de facto die Ausnahme gewesen ist, weil der Zweitliga-Meister den Sprung wirtschaftlich nicht hinbekommen hat. Und wenn die Gelder nicht stimmen, nützt auch Liebe zum Sport nicht viel, da haben wir ja nun wirklich genügend negative Beispiele in den letzten Jahrzehnten gesehen (nicht zuletzt auch am Seilersee...).

Im übrigen denke ich auch, dass die TV-Sehgewohnheiten des Otto-Normal-Sportinteressierten Deutschen leider kaum noch Eishockey-kompatibel sind. Eishockey lässt sich nun mal nicht gut auf die Flimmerkiste bringen (Spiel zu schnell, Puck zu klein) und so gut abbilden wie Fußball, Handball oder auch Basketball.

Dass die öffentlich-rechtlichen die nun anstehende WM trotz Rechtebesitzes ignorieren wollen, ist zwar betrüblich, aber aus ihrer Sicht sogar nachvollziehbar, wenn man sich die Einschaltzahlen bei der letzten WM zu Gemüte führt und man überlegt, dass jede bescheuerte Gerichtsshow oder Trashtalk oder ähnlicher Müll um die Zeit mehr Leute zum Einschalten bewegt. Andererseits muss man sich dort auch nicht wundern, dass man auch die letzten Fans vergrault wenn man sich die Eishockeykompetenz bei den Sportsendern so ansieht...

Vom den Problemen allgemein, dass Eishockey kaum eine Breitensportart werden kann wie Fuß- oder Handball wegen fehlender Infrastruktur und den unvergleichlich hohen individuellen Kosten mal ganz abgesehen.

Der Weg zu mehr Aufmerksamkeit in den Medien führt meiner Meinung nach nur über Erfolg der Nationalmannschaft und das bei international wichtigen Ereignissen (und nicht einem Skoda-Cup in der Schweiz; den hat ernsthaft auch bei den Eishockeyfans kaum jemanden wirklich hinter'm Ofen hervorgelockt), also olympischen Spielen und insbesondere der WM 2010 im eigenen Land... das ist allerdings auch keine besonders neue Erkenntnis...
»We're Iserlohn! We're blue color city! We work our asses off!!« - Brad Tapper
Brick Top
Beiträge: 0
Registriert: Mi 8. Aug 2007, 13:04
Wohnort: South Of Heaven

Re: Eishockey im freien Fall bei Medien und Publikum

Ungelesener Beitrag von Brick Top »

Da kann ich Dir nur zustimmen!

Gerade in punkto Ausländeranteil ist das deutsche Eishockey den anderen national populären Manschaftssportarten meilenweit voraus!!!
Beim Fußball kennt man die Zustände, beim Basketball ist es ganz krass! Und bis vor zwei Jahren dachte ich, das die Handball-Bundesliga überwiegend deutsche Kader hätte! Pustekuchen! Als ich mir das Saison-Heft durchforstete, dachte ich, dass z.B. Flensburg unterdessen zu Dänemark gehören muss!

Dass Eishockey auf einem kleinen Bildschirm weniger Spaß macht, stimmt sicherlich. Aber ich kenne eine Menge sportinteressierte Nicht-Eishockey-Fans, die bei einer Sport-Sendung weit mehr interessiert bei einem Eishockey-Beitrag auf den Bildschirm starren als bei Handball oder Basketbal!
Die Begründung ist meist die gleiche: Bei letzten beiden Sportarten spielt sich das Geschehen fast ausschließlich an einem der beiden (Halb-) Kreise ab. Ist die Situation dort beendet, wird zum gegenüberliegenden Kreis gespielt, u.s.w.! Und so wird den meisten langweilig!
Beim Handball ebbt der Boom bereits wieder ab, und er wird es nach Olympia vermutlich erst recht tun!
Beim Basketball dreht sich ohnehin fast alles um Dirk Nowitzki! Der möchte nach Olympia bzw. der Quali dafür international kürzer treten. Dazu hat das Nationalteam sowieso ein extremes Nachwuchsproblem (s. BBL-Kader mit fast ausnahmslos ausländischen Stammspielern)!

Mit Sicherheit hat sich das deutsche Eishockey selbst um einiges an Medienpräsenz gebracht! Aber ich habe auch zunehmend den Eindruck, dass diese Ignoranz desöfteren pure Willkür ist (Vergleich WDR / BR)!

Was den Auf- bzw. Abstieg angeht, gab es eigentlich nicht so sehr Probleme mit fehlenden Aufsteigern: Ingolstadt (als 2.), Freiburg, Wolfsburg, Duisburg, Straubing sowie wiederum Wolfsburg konnten alle die Auflagen erfüllen und spiel(t)en mal mehr, mal weniger erfolgreich in der DEL!
Probleme gab es eher bei den Absteigern, die oftmals dadurch drin blieben, weil über ihnen platzierte Klubs aus anderen Gründen zurückzogen. So stiegen z.B. mit Schwenningen statt Frankfurt oder Wolfsburg statt Kassel die jeweiligen Play-Down-Gewinner statt -Verlierer ab! Dafür können aber die Zweitligisten nichts!

Die DEL muss mittel- und langfristig zu einem transparenten und vor allem konstanten System finden, dass vom allgemein Sportinteressierten leicht nachvollziehbar ist!
Wenn dann noch das Aushängeschild Nationalteam halbwegs erfolgreich ist, dann wird man auch über den eigenen Tellerrand hinaus Leute für den Eishockeysport gewinnen können!
"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)
Modano
Beiträge: 0
Registriert: Di 14. Aug 2007, 15:32

Re: Eishockey im freien Fall bei Medien und Publikum

Ungelesener Beitrag von Modano »

Brick Top hat geschrieben: Wenn dann noch das Aushängeschild Nationalteam halbwegs erfolgreich ist, dann wird man auch über den eigenen Tellerrand hinaus Leute für den Eishockeysport gewinnen können!
Und das ist einfach das größte Problem. Es wird kaum etwas im Fernsehen gezeigt, wie soll man da an neue Fans kommen? Und eine erfolgreiche Nationalmannschaft ist, für Leute die sich mit Eishockey kaum auskennen, ein Team, dass Chancen auf den Weltmeistertitel hat, und die werden wir niemals bekommen.

Ein großer Erfolg für die Deutsche Nationalmannschaft ist regelmäßig das Viertelfinale bei der A-WM zu erreichen und das ist schon sehr schwer!
Antworten