A Rooster's Round Trip

Alles rund um die National Hockey League
Brick Top
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A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von Brick Top »

Es wurde ein Kanada-Reisebericht gewünscht.
Ich versuche es mal aus meinen Erinnerungen zu rekapitulieren. Eventuell werde ich gelegentlich was hinzufügen, wenn mir noch was erwähnenswertes einfällt.

An einem Freitag ging es los per ICE zum Frankfurter Flughafen, von dort aus per Lufthansa bzw. Airbus nach Montreal, wobei die Aussicht insbesondere ab der Canadian Coastline interessant war. Im Pierre-Elliot-Trudeau-Airport (nach dem Vater des jetzigen Regierungschefs Justin Trudeau benannt) fragte mich eine ausgesprochen attraktive Grenzbeamte, woher ich meine Gastgeber kennen würde. Ich verkniff mir noch so gerade den Humor "Porno Productions", ich wollte ja dann doch rein, also ins Land. :cool: Per Anflug wurde schon deutlich, wie schön und grün Montreal ist. Per Taxi wurde klar, wie intensiv Rush Hours in kanadischen Großstädten sind. Meine Gastgeber hatten ungefähr zeitgleich Feierabend und kamen knapp vor bzw. nach mir an. Nach ein paar Bier ging es direkt los. Deren ebenfalls auffällig begrünte Straße war bzw. ist in Downtown-Nähe, und wir ließen es uns in einem Pub mit lauter geselligen Kanadiern gut gehen. Dass neben lauter Pale Ales und vom Inhaber spendierten Shots auch Gewürzgurken-Cocktails den Tisch passierten, zeigte das nicht immer für meinen Gaumen nachvollziehbaren Variantenreichtum

Am folgenden Tag fuhren wir zusammen nach Québec City. Los ging es direkt durch die Skyline Montreals. An einem der höchsten Wolkenkratzer prankte ganz oben das Habs-Logo, was den Stellenwert verdeutlicht(e). Während der zweistündigen Fahrt über einen Teil des Trans-Canada Highway fiel mir vor allem die Farbenvielfalt der Herbst-Botanik ins Auge. Die Einfahrt in die einzige befestigte Stadt Amerikas nördlich von Mexiko war schon imposant. Schnell unser Appartment bezogen, und dann los. Auf der breiten Mauer entlang gelaufen, hoch zur Zitadelle und später wieder runter durch den Park in die schöne, sehr europäisch anmutende Altstadt. Das Chateau Frontenac durfte nicht fehlen, zu dessen Füßen die Queen Mary 2 im Sankt-Lorenz-Strom vor Anker lag. Im Boden war immer mal wieder Glas eingesetzt, wodurch man die Festungs-Katakomben sehen konnte. Nach einem amtlichen Restaurant-Schmaus ging es in die Neustadt, wo wir Pubs unsicher machten, in einem zockte u.a. eine belgische Band, die mir nichts sagte. Dabei ließ ich meine Gastgeberin am Kickertisch alt aussehen. :cool:

Am nächsten Morgen nach einem genauso amtlichen Frühstück nahm ich den Bus zu meinem ersten Eishockey-Spiel des Trips. Als Statement für die Bemühungen die Nordiques wieder in die NHL zu hieven wurde dort ein Riesen-Ufo namens Centre Vidéotron direkt neben die einstige NHL-Arena Pepsi Colisée gesetzt. Dort gibt es vorerst QMJHL zu sehen. Das füllt zwar nicht die 18259 Plätze, aber über 7000 Zuschauer können sich für ein Nachwuchs-Spiel tatsächlich sehen lassen wie auch in der jüngeren Vergangenheit die Aktionen von Nordiques-Fans Spiele in New York oder Florida mit einer vierstelligen Zahl an Fans zur Werbung zu nutzen. Die Oberränge waren natürlich abgehängt. Auffällig war, dass auch diese Spiele von 4 Offiziellen geleitet werden. Während die Victoriaville Tigres im 1. Drittel noch überlegen waren, nach einer Führung jedoch lediglich mit einem 1:1 in die Pause gingen, dominierten die Québec Remparts bzw. Remparts de Québec das Spiel in den weiteren beiden Spielabschnitten deutlich, was sich in der Schussstatistik wiederspiegelte und mit einem 4:1-Heimsieg endete. Eine ordentliche Hauerei sollte auch stattfinden, zu dessen Ende sich beide Kombattanten anerkennend abklopften. Nach einem Einkauf im großen Merch-Store ging es per Bus wieder zurück, wonach erneut Restaurant und ausgiebiger Microbrewery- bzw. Pub-Abend inklusive Jägermeister anstanden.

Der Montag war Canadian Thanksgiving (weicht vom US-Pendant kalendarisch um einige Wochen ab), weshalb meine Gastgeber frei hatten, mit denen ich nach dem Frühstück den Rückweg über den Umweg Montmorency Fall fuhr. Der Wasserfall ist um einiges höher als die Niagara Falls. Hoch ging es per Seilbahn. Generell waren es von allen Seiten und insbesondere von der Brücke darüber imposante Aussichten. Vor dem Wasserfall bestand die Option per Zipline über dem Abgrund entlang zu sausen, während Bergsteiger den steilen Felsen erkletterten, Jogger die endlose Treppe (teilweise rückwärts) rauf und runter rannten sowie insbesondere asiatische Touristen vor sich hin fotografierten. Danach stand die Rückfahrt an und angesichts des Folgetages wurde mal weniger gezecht.

Meine Gastgeber kehrten zur Arbeit zurück, ich nahm hingegen ein Taxi zur Autovermietung. Dort holte ich mein Vehikel für die kommenden Tage ab. Schön, wenn das mitbestellte Navi deutsch kann. Weniger schön, wenn es einen über unfassbare Umwege nach Toronto irreleiten will. Als sich dieser zunehmend aufkommende Verdacht gerade außerhalb Montreals endgültig bestätigte, musste ich erst mal eine Fähre über den Sankt-Lorenz-Strom nehmen. Bis dahin hatte ich bereits erfahren, wie gut es war zum Vollkasko- neben Reifen- wie Unterboden- auch Glasschutz gebucht zu haben, wie meine Frontscheibe mir nach einem Steinschlag zeigen sollte. Von da an war es stark von Vorteil mir in Deutschland Offline-Maps herunter geladen zu haben, nach denen ich mich von nun an orientierte.
Kanada ist skalisch wie wir orientiert, so auch metrisch, also z.B. in Kilometern. Ändert nichts daran, dass das Tempolimit meist 100 lautet. Insbesondere in Ontario weisen zig Schilder ständig darauf hin, wie teuer genau Tempoüberschreitungen sind, vor denen mich mein Hinflug-Nachbar warnte, dass man dort regelrecht auf Québecois warten würde. Insofern gut eine Ontario-License-Plate am Auto zu haben. So flitzte ich ungeblitzt bzw. auch unentdeckt vor den angemahnten Aircraft Patrols über den Eishockey-Experten bekannten Kingston, Belleville und Oshawa auf dem zum Teil durch Felsen gehauenen sogenannten Highway of Heroes. Auch der Halt auf dieser Strecke zeigte, dass die Rasthöfe neben kulinarischen Wahlmöglichkeiten im Fast-Food-Sektor mit Massagesesseln und vor allem sauberen Toiletten ohne Bezahl-Coupon-Quatsch aufwarten können. Die GTA (Greater Toronto Area) ist schon riesig, ich konnte mich ganz gut durchsputen, bis ich Downtown mein Hotel erreichte. Dort bezog ich direkt am Ufer mein Zimmer mit Blick auf den Lake Ontario und eilte direkt zur fußläufig erreichbaren Scotiabank Arena (ehemals Air Canada Centre). Allein der Riesen-Bildschirm zur Seite zeigt wie die zentrale Lage inmitten der sicherlich grundstückspreis-intensiven Gegend direkt neben der Union Station, welch eine Kohle hinter einem der wertvollsten Sport-Franchises, dem nebenbei auch der ebenfalls in der Arena spielende aktuelle NBA-Champion Toronto Raptors gehört, steckt. Hatte mir per Single Seat Offer (Ist am teuersten Ticket-Standort der NHL trotzdem nicht gerade günstig.) einen guten Unterrang-Platz gesichert zwischen einem jungen Pärchen sowie einer Oma mit Sohn, mit denen dann die Maple Leafs zelebriert wurden. Der Riesen-Würfel dokumentierte jeden Wechsel und zeigte stets aktualisiert die auf dem Eis befindlichen Spieler an. Die Minnesota Wild hatten kurz vor Saisonbeginn noch Nico Sturm in die AHL nach Iowa aussortiert, nach dem 1. Drittel führten sie noch zur Freude ihrer über die Arena verteilten vermutlich ca. knapp 100 Fans (vermutlich überwiegend dort wohnhaft). Im 2. Abschnitt zeigte Toronto, wo der Hammer hängt. John Tavares eröffnete den Tor-Reigen, nach Auston Matthews Tor konnten die Wild lediglich kurz vor Schluss zum 4:2-Endstand Ergebniskosmetik betreiben. Nach dem Merch-Kauf war draußen Party, daran konnte man wiederum unter der Woche bei einem von 41 Heimspielen sehen, welchen Stellenwert Eishockey dort besitzt. Danach kurz mein erstandenes Merch ins Hotel gebracht und ins nebenan gelegene Brew House sowie danach ins Pub stolziert. Leckeres Essen, tolles Bier und schneller Anschluss mit unkomplizierten Einheimischen verkürzte den Abend.

Am kommenden Morgen stand zunächst Regen an, was mich zu der verkehrstaktisch sehr praktikablen Entscheidung brachte morgens raus aus Toronto zu den Niagara Falls zu fahren. Durch den Vorort Mississauga und an Hamilton auf einer Brücke quer über den Lake Ontario vorbei ging es Richtung Ziel. Als ich dort dachte, dass mich ein örtlicher Cop wegen meiner Tempoüberschreitungen aufs Korn nehmen wollte, ging hinter mir seine Sirene an und er überholte mich, um sich wohl wichtigerem zu widmen. Der Blick von der kanadischen Seite ist der deutlich bessere wie imposantere auf die Falls, und von dort aus war für mich ein "Maid of the Mist" - Boot Pflicht, welches ausgesprochen nah an beide Wasserfälle fuhr, was den Regen trotz der bis dato wassererprobtesten Wäsche zuzüglich des vor Ort erhaltenen Capes erwartungsgemäßt zum Nebendarsteller degradierte, nass wurden alle Anwesenden ohnehin. Die Rückfahrt nach Toronto funktionierte ebenso wie hin: Die Staudichte geschah hauptsächlich auf der Gegenseite.
Im Hotel schnell in trockene Klamotten geworfen und bei nun gutem nachmittäglichem Wetter zum CN Tower, um das Verrückteste vor Ort zu vollziehen, den höchsten Edge Walk der Welt am CN Tower. Vor Ort gefragt, und direkt einen Slot bekommen. Zusammen mit zwei ArbeitskollegInnen aus Houston, von denen mich die Dame direkt nach Stukenbrock fragte, sowie zwei Geschwistern aus Neu-Delhi sowie einem kanadischen Guide wurde nach ausgiebiger Vorbereitung und Ankleidung unter Applaus und Anfeuerung der Fahrstuhl bestiegen, der uns in den 5. Stock bringen sollte, was dann über 350 Meter Höhe sind. Nach weiteren Vorbereitungen und Einfügen ins Schienen-System ging es raus aus dem Kontrollraum jener Etage an die frische Luft. Zu meiner eigenen Überraschung war ich relativ entspannt, beim ersten Austritt hat man natürlich trotzdem Respekt vor der Höhe. Sich dann weit über der Skyline vorwärts wie rückwärts in verschiedenen Posen rauszuhängen, hat dann schon sehr was, egal ob mit Ausblick Richtung Lake Ontario wie GTA. Der Guide hat dies ordentlich aufgelockert, die Inderin war noch am ehesten zaghaft, generell hatten wir alle mächtig Spaß. Bei dem Ausgang entdeckte ich noch nebenbei den Hotel-Pool meiner Unterkunft. Wieder zurück unten verließen wir unter Jubel der Anwesenden den Fahrstuhl und feierten dies noch etwas ab. Meine Idee die großen Blicke der sich gerade ankleidenden Gruppe mit dem Hinweis zu beantworten, dass wir oben lediglich einen Teilnehmer verloren hätten, ersparte ich ihnen. :D Ich wollte nicht auf die noch folgende E-Mail mit dem Film warten und holte mir direkt einen USB-Stick mit einigen Fotos.
Danach ging es kurz ins Hotel, und ich machte mich auf zu meinem nächsten Hockey-Spiel. Partien mitten unter der Woche geschehen in Minor Leagues längst nicht so oft wie in der NHL, aber genau an jenem Abend hatte ich Glück und konnte die Toronto Marlies vs. Hershey Bears begucken. Ich musste etwas bis ins westliche Downtown latschen, wobei ich auch die Bahn hätte nehmen können, um das Coca-Cola-Coliseum zu erreichen. Diese bot das sicherlich urigste Vernue-Erlebnis der von mir besuchten Spiele. Das Heimteam läuft noch mitten durch den mittleren Zuschauerein- bzw. ausgang durch den äußeren Zuschauerrundgang hindurch ein wie raus. Insgesamt wirkte alles etwas ursprünglicher. Da wollte ich offenbar nicht nachstehen und löste erst mal per frisch geholtem umgekipptem Bier einen entsprechenden Tsunami über die Stufen des Mittelganges aus, welche die Familie von den Plätzen vor mir in der Pause vertrieb und später einen Ordner mit Wischer ein paar Stufen unterhalb, wo sich ein kleiner See gebildet hatte, herbei führte. Die Maple Leafs- bzw. Marlies-Fans sind natürlich überwiegend beides in Personalunion, letztlich ist es die günstigere Variante für Familien, etc.. Hershey-Fans waren auch in einstelliger Zahl erkennbar. Die Marlies gewannen am Ende 4:3. Auf einer Wand des Außenganges waren sämtliche NHL-Teams nach Divisionen geordnet mit ihrem jeweiligen NHL-Partner aufgeführt. Nach Bestaunen dessen ging es zum Merch. Mein Rückweg führte mich am BMO Field des Toronto FC (MLS) der für Kulturveranstaltungen hoch dimensionierten wie auf einer Halbinsel gelegenen Budweiser Stage vorbei. Ich ging am Seeufer entlang, um in Hotelnähe in einem Pub gesellig zu werden.

Am folgenden Morgen nutzte ich meine Edge-Walker-Karte, mit welcher ich freien und vor allem priorisierten Zugang zum CN Tower hatte. Mit dem gläsernen Fahrstuhl ging es außen am Turm hoch, und als sich die Mitfahrer gerade daran gewöhnt hatten, verwies die begleitende Tower-Angestellte zu deren Erschrecken auf die im Boden eingebauten Glasteile, durch welche die Höhe deutlich zu erkennen war. Oben angekommen ein bisschen eigene Fotos geschossen, unten Andenken gekauft und am Rogers Center der Toronto Blue Jays (MLB) sowie via Wahlburgers (Burger-Franchise der Wahlberg-Brüder Mark & Donnie) zur NHL Hockey Hall Of Fame hin. Dort einiges bestaunt sowie Fotos geschossen, danach ausgecheckt und zurück nach Montreal, denn dort wartete das nächste Spiel.
Mittels einer rasanten Tempolimit-feindlichen Fahrt ging es per Offline-Map-Navigation zurück nach Montreal. Kurz im Gastgeberhaus rein, und dann per Montreal Metro zum ebenso sehr stadtmittig gelegenen Centre Bell. Schon beim Rolltreppen hoch fahren fielen in den Zwischenetagen Kleinkünstler auf, welche z.B. per Trompete die typischen Hockey-Orgel-Melodien intonierten. Für dort hatte meine dort nach ihrer Arbeit zu treffende Gastgeberin Tickets für den Club Desjardins geholt. Wir hatten die erste Reihe direkt hinter dem Unterrang mit bestem, steilem Blick nach unten aufs Eis. Futter und Getränke waren gratis, außer Alkohol, den ich uns stets besorgte. Interssant waren die Plätze der Journalisten, die in einem Ring hoch über dem Eis saßen. Gegner waren wiederum die von einigen eigenen Fans unterstützten Minnesota Wild. Die hatten diesmal von vornherein keine Chance, nach Abschnitt 1 stand es bereits verdient 3:0. Die Stimmung im sich weiter füllenden mit über 21000 Plätzen größten NHL-Arena war sehr ausgelassen. Am Ende setzte Brendan Gallagher mit dem 4. Tor den Schlusspunkt. Danach ab in den großen Centre Bell Shop, in welchem es Merchandise für wirklich jeden Scheiß gab, und ich erwehrte mich nicht den Kaufreizen. Danach ging es in den Pub-Ausklang.

Am folgenden Morgen fuhr ich nach der Rush Hour in die Hauptstadt. 2 Stunden sollte es dauern, und nach einem vergleichsweise kleinen Abschnitt zwischen Toronto und Niagara Falls galt hier überwiegend 110 km/h. Immerhin, aber nichts was mich von mehr abhielt. Ottawa ist insbesondere im Regierungsviertel zum Ottawa River hin architektonisch sehr sehenswert gotisch geprägt. Über die Alexandra Bridge ging ich zu Fuß von Ottawa nach Québec nach Gatineau, welches mit Ottawa eine Twin City bildet (ähnlich wie z.B. Minneapolis & St. Paul in Minnesota/USA). Dort stand Kanadas Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft auf meinem Plan, was sehr sehenswert war. Auf dem Rückweg nach der Brücke weitere Pics von den zig Statuen am Parliament Hill geschossen, noch etwas am Ottawa River entlang, und dann zurück nach Montreal. Von der Home Base aus nahm ich die U-Bahn Richtung Vorort Laval, wobei meine Linie dorthin durchfuhr. Um die Ecke der Endstation gelegen, war das futuristisch anmutende Place Bell des Canadiens - Farm Teams Laval Rocket, deren Ticket-Verkäufer in Trikots am Schalter saßen. Wie beim AHL-Besuch in Toronto wählte ich einen mittigen Unterrang-Platz, um nach einer ambitionierten Einlauf-Show ein leidenschaftliches Duell vs. Providence Bruins zu sehen. Schon nach wenigen Minuten musste nach einem Blind Side Hit ein Bruins - Akteur per Bahre rausgetragen und Blut vom Eis gewischt werden. Ansonsten zeigten Lavals Youngster eher Tempo und Spielwitz, während Providence ordentlich Härte reinbrachte. Bei denen gefiel mir neben den jüngeren Akteuren deren Verteidiger Chris Breen, seit Jahren Assistenzkapitän in Providence, der stets mit aller erlaubten Härte gegen jeden Gegenspieler vorging. Für die NHL ist er mit 30 Jahren zu alt, würde mich insofern nicht wundern den irgendwann in Europa - sehr gern in Iserlohn - zu sehen. Die Providence-Fans hinter mir schöpften nochmal Mut, als im 2. Drittel das 2:2 fiel. Im Schlussdrittel fiel dann allerdings das 3:2-Siegtor, wobei es bis zur Schlusssekunde spannend blieb. Nach dem Spiel wurden wie bei jedem vorherigen von mir besuchten Spiel jeweils die drei besten Spieler des Heim-Teams geehrt, welche zumeist ihre Schläger über die Bande an die Zuschauer gehen ließen. Im Außengang inspizierte ich die an die Wand gezeichneten AHL-Tabellen, bevor ich wiederum im Merch Store fündig wurde. Interessant war dort wie in allen anderen Arenen, dass ich aufs jeweils von mir getragene Trikot angesprochen wurde. Speziell in Laval gab es auf meine Nachfrage bezüglich des drei Tage zuvor verpflichteten Alexnandre Grenier (in der letzten Saison noch Assistenskapitän in Laval) ausschließlich positive Rückmeldungen. Nach der Rückfahrt war Treffen im Pub angesagt.

Am Samstag Vormittag brachte ich meinen Mietwagen zurück zum Vermieter. So war ich direkt Downtown und konnte Montreal genauer inspizieren. Jede Menge alte, restaurierte Gebäude verschönerten zwischen Bäumen die Gegend vom Gare Centrale bis zur genauer inspizierten Underground City. Via Chinatown nahm ich die Subway zum Olympiapark. Gedenktafeln mit u.a. deutschen Medaillengewinnern, das Schwimmstadion wie auch das Stade Saputo bzw. Olympiastadion, welches von Montreal Impact (MLS) genutzt wird, angeschaut. Leider war das mich sehr interessierende Ökosysteme-orientierte im Olympiapark gelegene Biodome wegen Umbauarbeiten geschlossen. Den Kabinenlift hoch auf den Olympiaturm mit großartigem Ausblick ließ ich mir nicht nehmen. Andenken gekauft, und dort wie an so manch anderer Station auf meiner Reise kurz mit Deutschen gequatscht, bevor wieder Englisch / Französisch anstand. Am Abend haben wir es uns nach einem Restaurant-Besuch nochmal ordentlich gut gehen lassen. In einer Bar war irgendwann Live-Musik-Halbzeit, und als der namensgebende Bandleader über eine Freundin erfuhr, dass ich aus Deutschland komme, schritt er zu mir und fragte mich, ob ich Iserlohn kennen würde. Dachte erst, er hätte was von meiner Jacke abgelesen und wolle mich nun verarschen. Er fügte aber direkt an, dass sein Bruder dort spiele. Kann man nicht erfinden sowas, ein Lottogewinn ist wohl wahrscheinlicher. Letztlich stellte er sich als der Bruder von Kevin Lavallée heraus, woraufhin ich hin aufklärte, dass dieser unterdessen nicht mehr für uns spielt. Er schob seine Groupies zur Seite und bat mich wiederholt, ob ich bitte ein Foto mit ihm machen könne, wobei von uns beiden aufs Logo gewiesen wurde. Dies schickte er direkt Kevin, der nach deutscher Zeit Sonntag morgens um 8 Uhr direkt per "Unbelievable" antwortete. Die Band setzte ihren Auftritt fort, und es sollte noch eine lange Nacht werden.

Am Sonntag Vormittag ging es wieder in die U-Bahn, um den Montreal Port zu besichtigen. Auch dieser war eine sehenswerte Amüsiermeile am Sankt-Lorenz-Strom, natürlich nicht ohne Zipline ausgestattet. Von dort aus begab ich mich in die sehr französisch wirkende Altstadt. Es kamen dort wie am Hafen selbst jede Menge Fotos hinzu. Zurück in der Home Base bekam ich meinen Koffer so gerade noch geschlossen. Angesichts dessen, dass meine Gastgeber sich nur Autos für Fahrten wie nach Québec City mieten und ansonsten dem Verkehr in Montreal per ÖPNV entgehen, stand der große Abschied an, bevor ich ins Taxi stieg. Mein junger Fahrer sprach darüber, dass er aus Afghanistan stammt, und reagierte begeistert als ich ihn der Volksgruppe der Hasari (Das ist nicht so schwer, die sehen sehr mongolisch aus.) zuordnete. Wir quatschten über alles Mögliche, bis wir am Airport waren. Dort war noch etwas Zeit, bevor es in den Boeing-Dreamliner von Air Canada (operated by Lufthansa als Star Alliance - Flug) ging. Hatte mir zwar am Abend vorher per Online-Check-In die einzig freie Reihe mit Fensterplatz ausgesucht, leider war dann doch ein älteres Ehepaar neben mir sitzend zugegen war, wobei der Flug generell wie der vorherige gefüllt war. Nach dem abendlichen Start waren das Lichtermeer Montreals und später die Coastline-Lichter zu bestaunen, bevor die mehrstufige Scheibentönung meines Dreamliner-Fensters während des Nachtflugs nicht zum Tragen kommen konnte. Nach weiteren Filmen und Wissens-Quiz-Teilnahmen war das erste Licht der Sonnenaufgang kurz vor der Frankfurter Landung, nachdem von Großbritannien und Irland diesmal nichts zu sehen war. Nach der Gepäckabholung ging es mit dem ICE reich an Eindrücken und überglücklich nach Hause.

Mein Äthiopien-Trip im Februar war sicherlich noch eindrucksvoller auf Grund der Differenz zum Leben in Europa.
Anyway:
Es war eine großartige Reise mit jeder Menge toller Menschen und Sehenswürdigkeiten, welche ich nur jedem empfehlen kann. Die Kanadier habe ich als sehr cooles, entspanntes wie gastfreundliches Volk kennengelernt, deren Entspanntheit außerhalb von Eishockey-Arenen ich hierzulande so manches Mal vermisse. Die Eishockey-Affinität wie -Qualität ist natürlich der Hammer, aber es wäre auch so jede Reise wert.
Am Ende bin ich froh alles Geplante und weit darüber hinaus geschafft zu haben. Der Spielplan der Ottawa Senators vertrug sich nicht so mit meinem Reise-Schedule. Allerding war ich sicher nicht das letzte Mal dort!
"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)
Schwabenrooster
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von Schwabenrooster »

Super-Bericht, sehr lesenswert.

Was mich interessieren würde: Wie kommt man auf die Idee für so eine verrückte Tour ? :O :D
Blau-und-Weisse Tradition unser Herz schlägt nur für Iserlohn, ohhhhhh IEC! :jump: :jump: :jump:
JudgeDark
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von JudgeDark »

Ein sehr genialer Bericht und ich glaube eine wirklich tolle Reise! :rauf:

Mich wundert, dass Du den Koffer zubekommen hast! :D
Entweder Du hattest einen großen Koffer dabei oder nur eine Unterhose zum Wechseln. ;)

Besonders spannend die Story mit dem Bruder von Lavallee ... richtig klasse!

Indian Summer ... ja, die Farben sind dort einfach klasse. Ich durfte das auch mal erleben, es war sehr beeindruckend.

Frage: Mit welchem Trikot bist Du bei den Spielen gewesen?
Unter Eishockey-Profis gilt die Eissporthalle am Seilersee als einer der schlimmsten Orte auf Erden. Ach was, es ist die "Hölle", sagen die meisten.
(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)
Brick Top
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von Brick Top »

Danke euch.

@ Schwabenrooster:
Der Plan stand, seitdem ich meine Gastgeberin vor 10 Jahren kennengelernt hatte. Solch eine Home Base in Montreal nahe Downtown und inmitten der anderen genannten Städte ist schon ein Argument.
Habe das dann aus verschiedenen Gründen Jahr um Jahr geschoben, bis ich vor ein paar Jahren 2019 als Fernziel ausgegeben hatte. Danach hatte ich sogar eher 2020 im Blick, um den World Cup Of Hockey im September mitzunehmen. Als der gecancelt wurde, konkretisierte sich zunehmend Oktober (NHL spielt dann, und Kanada ist noch nicht eingeschneit.) dieses Jahr.
Klar war für mich die vier Städte, die Falls und das eine oder andere NHL-Spiel mitzunehmen. Nachdem ich mal per Zufall folgenden Film gesehen hatte, stand auch der CN Tower Edge Walk auf der To-Do-List: https://www.youtube.com/watch?v=vZRp_JvSYJg
So einiges weiteres natürlich auch, die anderen drei Spiele der AHL & QMJHL sind dann einfach dazu gekommen, während der Quebec-City-Trip über das Thanksgiving-verlängerte WE und Toronto wie Ottawa über die Arbeitswoche meiner Arbeitgeber gesetzt war. So war mir wichtig direkt Dienstag abends das Maple-Leafs-Spiel zu erleben. Und wäre das Canadiens-Spiel nicht am Donnerstag abends gewesen, wäre ich wohl von Toronto via Ottawa (womöglich einen Tag später zurück gefahren). Aber es war alles exakt so gut, wie es war bzw. kam.

@ JudgeDark:
Selbstverständlich eine Unterbuchse, die ich dann einmal zur Halbzeit von rechts auf links wechselte. ;)
Das mit Kevins Bruder war tatsächlich der Hammer.
QMJHL: Québec Remparts - Victoriaville Tigres 4:3 -> Das blaue Play-Off-Trikot (Das Mohrhuhn-artige vs. Düsseldorf) vom Québecois Sebastién Caron.
NHL: Toronto Maple Leafs - Minnesota Wild 4:2 -> Das blaue Trikot von Ex-Maple-Leaf John-Michael Liles aus der Lock-Out-Saison.
AHL: Toronto Marlies - Hershey Bears 4:3 -> Das weiße Play-Off-Trikot (Der metallene Rooster vs. München & Hamburg) von Ex-Marlie Alex Foster.
NHL: Montreal Canadiens - Minnesota Wild 4:0 -> Das weiße Trikot von Mike York aus der Lock-Out-Saison.
AHL: Laval Rocket - Providence Bruins 3:2 -> Das blaue Trikot von Manny Legace (Mit dem Danzturm und dem leichten Orange-Einschlag drauf).
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Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)
Schwabenrooster
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von Schwabenrooster »

Die gleichen 4 Städte hätte ich mir dann wohl auch ausgesucht. ;)
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JudgeDark
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von JudgeDark »

Ja lieber Brick ... du hättest sie auch nochmal um 180° drehen können vor dem Umdrehen ... und nach dem Umdrehen wäre auch eine 180°-Drehung dringewesen ... ! ;)

Und so viele Trikots dabei inkl. der ganzen neu erworbenen Klamotten ... der Koffer war wirklich groß!
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(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)
Brick Top
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Re: A Rooster's Round Trip

Ungelesener Beitrag von Brick Top »

Ja, die 4 Städte waren Pflichtprogramm.

Bezüglich des Unterhosen-Ideenreichtums kann man durchaus erstaunt sein. :D
Ja, die Trikots haben es nicht wirklich leichter gemacht mit dem Koffer-Tetris, und letzterer war wirklich groß.
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