dafri hat geschrieben: ↑Fr 30. Okt 2020, 21:48
Ich bin skeptisch, das es nach dem Lock down deutlich entspannter zugeht mit der Pandemie.
Wie lange soll das Up and Down weiter gehen? Unbegrenzt Milliarden locker machen kann kein Staat.
Was passiert ab Januar ? Die zahlen gehen vielleicht runter ,werden aber ab Mitte Dez wieder hoch jagen. Nächster Lock down.
Das ist m.E. der springende Punkt, dafri. Keiner weiß, was kommen wird. Auch kein mathematisches Simulationsmodell. Totale Ungewissheit. Ich glaube, wir sollten uns das eingestehen. Irrtümlicherweise bin ich noch vor wenigen Tagen davon ausgegangen, dass es nur lokale bzw. regionale Lockdowns geben wird. Nun haben wir den bundesweiten Teil-Lockdown. Wenn wir eines lernen können seit März, dann, dass die Halbwertzeit von Experten- oder Laienprognosen kaum mehr als 24 Stunden ist.
Ich erlaube mir jetzt mal, etwas zu spekulieren und meine Gedanken mit Euch zu teilen. Wie geht es weiter? Bzw. wie geht die Krise aus? Ich will jetzt nicht über Zahlen oder Tote spekulieren, über ausgelastete oder nicht ausgelastete Krankenhäuser. Ich spekuliere jetzt einfach mal, wie wir, also die Gesellschaft, auf Corona reagieren werden, wenn wir alle erschöpft sein werden. Damit möchte ich keinen von euch provozieren. Nur zur (sachlichen) Kritik, zum Widerspruch, zum Nachdenken anregen. Schließlich leben wir nicht in einer "Corona-Diktatur", wie die schreckliche AfD meint. Ich möchte ein allerletztes Mal anmerken, dass hier wohl keiner an den ganzen Verschwörungsquatsch ("Plan") glaubt.
Meine spekulative Prognose: Irgendwann wird die Politik rat- und planlos, die Ökonomie ausgezehrt und die Leute erschöpft sein (wirtschaftliche Ressourcen, politische Legitimation, mentale Erschöpfung). Die Leute werden der Politik weiterhin folgen, aus unterschiedlichsten Gründen: aus Überzeugung, aus Ratlosigkeit, aus Ungewissheit, aus Angst vor dem Virus, aus Angst vor Stigmatisierung und Bestrafung bei abweichendem Verhalten. Oder schlicht, weil sie Überbrückungshilfen bekommen. Einige glauben, dass, wenn sich alle an die Maßnahmen halten würden, die Pandemie plan- und kontrollierbar wäre. Sollte doch alles schief gehen, sagen einige dann, dass andere schuld waren oder es ja so kommen musste. Wenn es doch anders kommen sollte, als in den apokalyptischen Prophezeiungen "vorhergesagt" wird, dann heißt es dann hier und da lakonisch: Es war doch nicht so schlimm. Einige räumen dann ein, dass sie schief lagen, mit ihren dunklen Dystopien, andere verdrängen ihre Fehleinschätzungen usw.
Ich denke: Wo es Maßnahmen-Gläubige gibt, gibt es auch immer Indifferente, Zweifler, Nichtgläubige. Wir werden im späzen Frühjahr sehen, wer "richtig" lag, bzw. wie der Streit um die "Richtigkeit" der Einschätzung dann ausgetragen werden wird. Am Ende wird jedenfalls die Politik immer "recht behalten", so meine Erwartung.
Dann, wenn wir alle erschöpft sein werden, Politik, Wirtschaft und wir, wird sich die Wahrnehmung der Krise verschieben. Ich denke, es wird über kurz oder lang eine Rückkehr zur „alten Normalität“ geben. Das kann 2022 sein – oder wann auch immer. Wer weiß das schon. Es wird jedenfalls, so vermute ich, eine Rückkehr zur alten Wahrnehmungsnormalität geben. Die Politik wird, wie immer, um Zustimmung werben, sie wird uns erklären, dass ihre Maßnahmen „alternativlos“ waren. Die Leute werden sich das anhören. Einige werden dann sagen, die Politik hat das „Notwendige“ getan, andere werden sagen - oder denken, ich habe mich an die Maßnahmen (weitgehend) gehalten, nicht weil ich von der Sinnhaftigkeit wirklich überzeugt war, sondern weil ich nicht auffallen wollte, oder mir auch nichts Besseres einfiel. Ich vermute: Die wachsende Entfremdung, in Teilen der Bevölkerung, vom repräsentativen demokratischen System wird sich fortsetzen. Corona scheint mir da nur ein Katalysator von Entwicklungen zu sein, die man schon länger beobachten kann.
In jedem Falle, so denke ich, wird die Politik ihre "Erfolge" bei der "Eindämmung" der Pandemie den Leuten anpreisen, um Folgebereitschaft zu sichern. Es wird wohl als Triumpf der "nationalen Entschlossenheit" und als Zeichen einer „solidarischen Kraftanstrengung“ gedeutet werden. Denkbar ist aber auch, dass die meisten das Gefühl haben werden, dass die Politik genauso ratlos und konzeptionslos war wie sie selbst. Jedenfalls werden die Leute, so vermute ich, irgendwann nur noch müde und ausgezehrt, irgendwann des Themas überdrüssig sein. Sie wollen irgendwann wieder zurück zur alten Normalität. Die propagierte Exit-Strategie Impfung wird die Politik den Leuten als Heilsbringer anpreisen. Die Impfung soll uns allen kollektive Erlösung stiften. Aber schon jetzt sind Risse unübersehbar. Schon jetzt ahnen wir ja, dass es keine sichere und dauerhafte Immunität geben wird.
Ob die Impfung etwas nutzt oder nicht, darauf wird es letztlich nicht wirklich nicht ankommen. Hauptsache, man glaubt dran. So wie bei der Maske. Die "Zahlen" werden dann Schritt für Schritt aus der Wahrnehmung - und den Medien - verschwinden. Corona wird ins allgemeine Lebensrisiko eingehen. Auch die Spanische Grippe, die man m.E. nun überhaupt nicht mit Corona vergleichen kann, ist ja nie wirklich verschwunden. Wir erleben jährliche Grippewellen, ohne dass sie Anlass für eine große mediale Aufregung wären. Siehe hier ein paar Nachrichten aus 2017 und 2018, die an uns allen vorbeigerauscht sind:
Kliniken schließen wegen Überlastung ihre Notaufnahmen. Februar 2017:
https://www.welt.de/regionales/bayern/a ... ahmen.html
„Influenza Grippe legt Krankenhäuser und Ämter lahm. Bus- und Bahnverbindungen fallen aus, weil Fahrer fehlen. OP-Säle bleiben geschlossen, weil Ärzte erkrankt sind. März 2018
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagn ... 98398.html
Drei-Schicht-Betrieb wegen immer mehr Grippe-Fällen. Totenstau im Krematorium März 2018:
https://www.bild.de/regional/dresden/gr ... .bild.html
So wird es auch wohl mit Corona werden. Wir werden die Coronakrise in ein paar Jahren schlicht vergessen. Hinzu kommt, dass das Virus sich im Laufe seiner Mutationsgeschichte wohl abschwächen wird. Es wird auch nicht mehr für die Alten so tödlich sein werden. Hoffe ich jedenfalls. Wenn es seinen Wirt tötet, beraubt es sich ja selbst seiner Existenzgrundlagen. Das kann man wohl aus der Evolutionsgeschichte des Menschen ableiten.
Alles wird wieder "normal" werden, auch wenn es etwas länger dauern könnte. Und manche werden dann sagen: Wir sind nie modern gewesen.
Plausibel? Oder nicht? Ich bitte um Widerspruch!