Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Diskussionen rund um die Iserlohn Roosters
HansuS
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Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von HansuS »

Es folgt ein Offener Brief an die Deutsche Eishockey Liga (DEL) und Telekom Sport bezüglich der Einführung von Donnerstagsspielen zur Erhöhung der TV-Präsenz.
74 Fanclubs/-gruppen aus 11 DEL-Standorten unterzeichneten den Brief.


Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen zur Erhöhung der TV-Präsenz in der DEL

05. September 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Tag der Spieltags-Veröffentlichung ist für tausende Eishockey-Fans in Deutschland normalerweise ein Festtag. Nach einem langen Sommer können es alle kaum abwarten sofort die Saison zu planen um ihr Team sowohl zuhause als auch auswärts zu unterstützen. Gerüchteweise hatte man in den Monaten und Wochen vorher bereits mitbekommen, dass aufgrund der TV-Übertragungen noch deutlich mehr Spiele unter der Woche stattfinden sollen. Bereits im letzten Jahr war die Belastung aller Fans durch die neue Bullyzeit am Sonntag um 19:00 Uhr enorm. Dementsprechend machte sich in weiten Teilen der deutschen Fanlandschaft Ernüchterung breit, als man feststellen musste, dass die Anzahl der Spiele unter der Woche noch einmal extrem zugenommen hatte.
Wir sprechen uns hier ausdrücklich gegen Spielverlegungen auf Wochentage alleinig zum Zweck der Fernsehübertragung aus, nicht gegen die aufgrund der deutlich verlängerten Länderspielpause normalen Spieltage unter der Woche. Grundsätzlich ist eine vernünftige TV-Präsenz selbstverständlich im Interesse aller Eishockeyfans und wird von uns auch begrüßt.
Allerdings sind Verlegungen einzelner Spiele von Freitag auf Donnerstag zur Erhöhung der Einschaltquoten mit massiven Einschränkungen für diejenigen Fans verbunden, die ins Stadion gehen und aus diesem Grund wird hier eine rote Linie überschritten.
Durch den im Eishockey im Vergleich zu anderen Sportarten von Grund auf schon anspruchsvollen Spielplan (Spieltage Freitag, Sonntag, regelmäßig unter der Woche), wird es für viele Fans, insbesondere Gästefans, nahezu unmöglich sein den Spielen in gewohnter Regelmäßigkeit beizuwohnen. Gleichzeitig sind wir der Meinung, dass die im Vergleich zur letzten Saison vorgenommenen Änderungen in ihrer Gesamtbetrachtung auch keinen wirtschaftlichen Vorteil für die Liga bringen werden. Im Folgenden möchten wir Ihnen deshalb stellvertretend für sehr viele deutsche Eishockeyfans unsere Argumente gegen Spielverlegungen auf Donnerstage zugunsten der TV-Anstalten darlegen.

Keine Entzerrung des Spielplans
Die Verlegung eines einzelnen Spiels pro Spieltag von Freitag auf Donnerstag bewirkt in keinster Weise einen zeitlichen Vorteil bei der Spielplangestaltung, da hierbei de facto kein zusätzlicher Spieltag gewonnen wird. Die Erhöhung der allgemeinen Wochenspieltage aufgrund der Olympiapause im Februar ist für die Fans bereits eine zusätzliche Bürde, aber in diesem Jahr wohl nicht zu vermeiden. Zusätzliche Wochenspiele bieten somit ausschließlich den Übertragungsdiensten und Fernsehzuschauern einen Vorteil, während sie allen Stadiongängern, die seit Jahren die Basis des deutschen Eishockeys bilden, große Steine in den Weg legen.

Sinkende Zuschauerzahlen
Auswärtsfahrten an Donnerstagen sind für Gästefans in der Regel ohne zwei Urlaubstage nicht zu bewerkstelligen. Dieses Urlaubskontingent ist bereits ohne diese Partien durch die hohe Dichte an Freitags-, Dienstags- und Mittwochsspielen ausgereizt. Selbiges gilt bei Wochenspieltagen aber auch für Anhänger der Heimmannschaft. Aufgrund beruflicher oder schulischer Verpflichtungen wird der Spieltag unter der Woche für sehr viele Fans zu einer großen Herausforderung und in vielen Fällen gar unmöglich. Nicht nur der direkte Spielbesuch sondern auch das damit verbundene „Rahmenprogramm“ (Treffen mit Freunden vor/nach dem Spiel, Besuch der Stadiongaststätten, ...) fällt damit aus. Die Attraktivität des Eishockeysports leidet dadurch für alle Fans in erheblichem Maße und trägt sicher nicht zu einer Stärkung der Zuschauerbindung bei.

Finanzielle Nachteile für Vereine
Konnte man bereits im letzten Jahr einen Rückgang der Zuschauerzahlen aufgrund der Telekom- Übertragungen feststellen, so wird sich dieser Trend in dieser Saison wie oben angeführt mit Gewissheit noch massiv verstärken. Darunter haben v.a. die Vereine aufgrund von ausbleibenden Ticketeinnahmen zu leiden. Des Weiteren sind die Erlöse durch die damit verbundenen
Einnahmequellen wie Catering und Fanshop bei Spielen unter der Woche im Vergleich zum Wochenende deutlich geringer. Insbesondere kleinere Vereine sind aber stark von eben diesen aus dem Fanaufkommen generierten Geldern abhängig.

Sinkende Attraktivität der Übertragung
Die übertragenden Medien nutzen bunte Fankurven und die Stimmung auf den Rängen in großem Maße zur Vermarktung ihrer Übertragungen. Choreos und Emotionen im Stadion sind ein gerne genutztes Mittel um Trailer, Zusammenfassungen und Live-Einblendungen aufzuwerten. Laute und lebendige Stadien machen einen entscheidenden Teil der Attraktivität der Übertragung aus. Bei Spielen unter der Woche leidet diese Stimmung extrem, da genau diejenigen, die dafür verantwortlich sind, stark eingeschränkt werden – nämlich die Fans im Stadion. Wir wollen betonen, dass wir uns selbstverständlich nicht als nette Kulisse für die TV-Übertragung verstehen, die beteiligten Medien berauben sich hierbei aber selbst einem ihrer wichtigsten Zugpferde.

Keine Vergrößerung der Fangemeinde
Um neue Fans nachhaltig an den Sport zu binden ist das Stadionerlebnis mit all seinen Facetten unentbehrlich. Wir sind deshalb der Meinung, dass allein eine höhere TV-Präsenz nicht automatisch zu einem langfristig höheren „Fan-Aufkommen“ führt. Besonders Kindern und Jugendlichen, der Gruppe mit dem größten Zukunftspotenzial, bleibt der obligatorische Spielbesuch am Freitag durch die Verlegung meist verwehrt. Hierbei läuft das Eishockey Gefahr, sein großes Potenzial nicht auszuschöpfen was langfristig auch zu einem verkleinerten Markt an Fernsehzuschauern führt. Außerdem bleiben sowieso v.a. diejenigen Fans, die ins Stadion gehen, das Fundament der allermeisten Vereine und des Eishockeysports an sich; durch Dauerkarten- und Ticketkäufe, durch Konsum in Form von Catering und Merchandise und nicht zuletzt als wichtigster Botschafter für den Sport.

Die steigende Bekanntheit unserer Sportart in Deutschland sowie eine Vergrößerung der Anhängerschaft ist trotzdem unbestreitbar in unser aller Interesse. Wir wollen auch gar nicht verneinen, dass Spiele im Free-TV (bspw. Sport1) hier durchaus ihren Beitrag leisten und steigendes Interesse in der Breite der Bevölkerung bewirken können. Da die geplanten Donnerstagsspiele aber nur über Telekom empfangen werden können, wird selbst dieses letzte Argument ad absurdum geführt und rechtfertigt nicht die Beeinträchtigung der Fans im Stadion.

Aus den oben genannten Gründen sind wir der Meinung, dass die negativen Auswirkungen von Wochenspieltagen die wenigen positiven Aspekte für die TV-Übertragung deutlich überwiegen. Aufgrund dessen werden die unten aufgeführten Fanszenen und -gruppen die zusätzlichen Spiele am Donnerstag als aktive Eishockeyfans nicht ohne weiteres hinnehmen und fordern Sie auf dies im Hinblick auf die Saison 2018/19 zu überdenken.

Gezeichnet,
die Fanclubs folgender DEL-Standorte

Berlin

Black Corner 2007
Fanatics Ost 2002
Sport Frei Team Berlin
Young F(o)uture 2012

Bremerhaven

Geest Crew
Seestadtboys

Düsseldorf

Strange Creative Crowd
Young Boys

Köln

Club 1972 Iced Sharks
Inferno della Nord
Legio Colonia

Krefeld

Comunanza Seidenstadt
Eisfighter Krefeld
Fanszene Nordtribüne Krefeld
Heiliger Apfel Krefeld
Jongsieen Krieewel
Northside Krefeld
Seidenstädter Jungs

Ingolstadt

A-Team
Blue Panthers
Derek Dinger Fanclub
Die Treuen
1. ERC Fanclub Austria Fankurve ERC Ingolstadt e.V.
Gioventù
Goaßnpanther
INvictus
Kämpferherz 07
M-Panther
Roland Aumüller Fanclub Sektion Oberbayern
Szene 64

Iserlohn

Die Sitzplatzkanacken
Fanbeirat der Iserlohn Roosters
Halunken Iserlohn
IEC Fans Ihnetal
Iserlohn Blueliners
Outsiders Iserlohn
Pankratius Erben
Sauerländer Bauerntölpel
Sauerländer Knallketten
Sauerländer Schlittenhunde
Stehplatzmitte Iserlohn
Ultras Iserlohn 2015
Unschuldsengel Iserlohn

Nürnberg

Noris United 2011

Schwenningen

Bauchenberg Jungs
Blue White Patriots
Hockeyholics
Meedale
Neckarfront
Neckarschwäne
Schandmäuler VS
SERC Supporters 1999
Wild Wings Fanprojekt e.V.

Straubing

Blue Front Straubing e.V.
Bodycheck Straubing 2004
Fighting Tigers
Straubing FaceOff
Heuwisch Tiger '95 Waltendorf
Jugendbande
Labertal-Tigers e.V.
Missionare des Südens
Nordtigers
Regental Tigers
Rolli Tigers 2014 e.V.
Rookies
Szene Straubing

Wolfsburg

Black Orange Supporters
Black Orange Young Supporters
Grizzly Family e.V.
1. Fanclub Grizzly Adams
Reihe 3
"Im Hockey macht der Torhüter 75% des Spiels aus. Es sei denn es ist ein schlechter Torhüter – dann sind es 100%." - Gene Ubriaco
JudgeDark
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von JudgeDark »

Finde die Argumentation durchaus schlüssig und es ist sinnvoll diese Sachverhalte mal anzusprechen ... allerdings glaube ich nicht, dass es was bewirken wird. Schaun wir mal ... !

Mich wundert, dass Augsburg nicht mit unterzeichnet hat ... Mannheim und München waren irgendwie klar.
Unter Eishockey-Profis gilt die Eissporthalle am Seilersee als einer der schlimmsten Orte auf Erden. Ach was, es ist die "Hölle", sagen die meisten.
(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)
Schwabenrooster
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Schwabenrooster »

Mich würde es nicht sonderlich stören wenn Iserlohn auswärts am Donnerstag spielt und durch die mittlerweile exzellente Medienabdeckung die blau-weissen Cracks über den Bildschirm flimmern. Pülleken Iserlohner dabei, und am Freitag dann per Einzeloption die DEG verlieren sehen. Hat was. :)
Blau-und-Weisse Tradition unser Herz schlägt nur für Iserlohn, ohhhhhh IEC! :jump: :jump: :jump:
JudgeDark
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von JudgeDark »

Es geht ja grundsätzlich nicht darum, dass man das Fernsehangebot kritisieren will, ich bin auch froh drum, dass es dieses Angebot gibt. Es geht darum, dass der zahlende Fan im Stadion durchaus so seine Probleme haben kann und sind wir ehrlich ... unser Sport lebt ein Stück weit von der Stimmung in den Hallen, auch am TV-Gerät.
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(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)
hessenrooster
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von hessenrooster »

Für mich als DK-Inhaber mit recht langer Anfahrt wieder zusätzliche Spiele, die ich nicht live erleben kann, da es mir nicht möglich ist, am Freitag wie ein Zombie auf der Arbeit zu erscheinen. (Nicht nur) deshalb schließe ich mich der in dem offenen Brief geäußerten Kritik an.
Habe übrigens heute gesehen, dass die Oberliga freitags um 20 Uhr anfängt. Dass würde bei mir die zeitliche Situation auch schon mal etwas entschärfen. Ist mir aber klar, dass in der DEL am heiligen 19.30 garantiert nicht gerüttelt wird. :(
Brick Top
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Brick Top »

Sehe es wie JudgeDark:
Ich stimme dem offenen Brief inhaltlich zu.
Allerdings hat sich die DEL in dem Wissen für den TV-Deal entschieden, dass es auseinandergezogene Spieltage geben wird.
Daher bin ich bezüglich der Wirkung ebenfalls skeptisch.

Augsburgs Fehlen hat mich gewundert, Mannheims aber auch.
Die haben doch eine durchaus intakte Fanszene. Oder warum war das bei denen klar?
"Turnover sind wie Ex-Frauen. Hast Du zu viele, wird es richtig teuer für Dich."
Barry Trotz (Headcoach New York Islanders, 03/22)
Patrick161085
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Patrick161085 »

In Augsburg hat sich die führende Ultragruppe nach knapp 20 Jahren aufgelöst.
Franky
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Franky »

Und andere Fanclubs gibt es dort nicht? Bei Iserlohn stehen ja neben den Ultras auch noch 12 weitere Fanclubs.
Sagt man Böses von dir, und es ist wahr, bessere Dich. Sind es Lügen, lache darüber. (Epiktet)

Mitglied der Deutschen Gilde für Haarspalterei und Goldwaagenlegerei (DGHG).
Patrick161085
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Patrick161085 »

Anscheinend nicht. Zumindest keine, für die das Thema wichtig wäre.
JudgeDark
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von JudgeDark »

Ich denke Mannheim will sich nicht offen gegen dieses Modell stellen, weil man dort durchaus sehr modern ausgerichtet ist, was Vermarktung usw. betrifft ... ähnlich wie München, die mit RB das Paradebeispiel für moderne Vermarktung darstellen und sie sind die Geldsäcke der Liga. Da gehört TV einfach zum Konzept dazu ... ! Aber ich kann hier nur vermuten, ist vielleicht so ein Bauchding. Wer weiß schon, warum sich die Mannheimer Fansszene hier nicht beteiligt hat.
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(Süddeutsche Zeitung - Februar 2017)
Schwabenrooster
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Re: Offener Brief: Einführung von Donnerstagsspielen

Ungelesener Beitrag von Schwabenrooster »

Klar ist es inhaltlich nach vollziehbar andererseits bekommen wir ja auch nicht zu jedem Auswärtsspiel einen Fanbus voll, und das liegt dann nicht ausschließlich an dem Donnerstag. ;)
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