Nach 4 Tagen Open-Air-Festival, davon drei in einem dekadenten Bereich mit leicht bekleideten, einem mittels Ficken-Likör zuschüttenden Gogo-Ladies sowie anderen Kuriositäten, einem letzten Entgiftungs-Tag, jedoch 4 Tagen Musik für beide Ohren im Süden, beging ich auf Grund der geographischen Nähe meinen Rückweg über einen Schlenker via Bietiegheim.
Dabei wollten die Roosters mir sicherlich einen Gefallen tun und verloren am Vortag, damit ich nicht so spät am letzten Urlaubstag nach Hause komme.
Durch diese neue Route wich ich von meinem bisherigen Bands-Schleichweg ab und geriet erst mal in einen nervigen Abreisestau, der mich einiges an Zeit kostete, bevor ich mitten durchs schäbische Outback sowie an dessen Ende Smog City Stuttgart fuhr zuzüglich an jeder Menge Blitzer Bremsmanöver durchführte, bevor ich an der leicht am Rande von Bietigheim-Bissingen gelegenen EgeTrans Arena ankam. Eingerahmt zwischen einem Minigolfplatz, einem Freibad mit offensichtlich hohen Rutschen sowie der Bietigheimer Trainingshalle daneben (Sowas hat man halt! *hüstel*) sah das schon mal ganz nett aus.
Ein Tribünenplatz erschien mir nach 4 Tagen zumindest in punkto Sitzen unbestuhlten Infields vor den Bühnen sehr sinnvoll, 21 € auf der nach einem Sponsoren bennanten Haupttribüne für 2 Spiele ebenfalls. Durch den o.a. Superstau kam ich entsprechend spät und ich konnte beim Ticketkauf am Gejohle erkennen, dass meine Ankunft gleich von 2 Gegentreffern begleitet wurde. Den 3. Gastgebertreffer hatte man sich dann für mein Platz einnehmen überbehalten. Danke auch hierfür!
Im Mitteldrittel wollte man dann wohl nochmal Penalty Killing im Spiel trainieren. Nach einem Bandencheck von Salmonsson, der zwar unnötig, aber auch keine 5+SD war, stand der kurz zuvor sterbende Bietigheimer auf einmal wieder kerngesund auf den Beinen. Wenig später stocherte der Pierre-Vogel-Lookalike-Contest-Sieger Weller gegen Fischer, der schubste einmal zurück, schon gab es dafür nochmal 2. Hatten die Roosters auch diese gerade überstanden, wurde nochmal mittels 2 Minuten nachgelegt, die ich aber nicht richtig gesehen hatte. Dann fiel auch das 4:1.
Insgesamt konnnte man bei 5-5 dies und jenes erkennen: Mal wurde die Neutrale Zone sehr fix überwunden, mal wieder nicht. Im gegnerischen Drittel konnte man sich u.a. auch per Steals vielfach gut festspielen, die Scheibe lief (U.a. nach angezeigter Strafe bei 6-5 sehr gut!), eine Chancenverwertung lief jedocch bis kurz vor Schluss praktisch gar nicht (Unser Führungstor aus dem Auftaktspielabschnitt hatte ich ja verpasst!). Allerdings versuchte man die vermeintlich sicheren Dinger meistens per flacher Scheiben, und da hatte Sharipov an dem Nachmittag quasi alles. Kann man ja auch mal drauf reagieren, sollte man meinen!
Hinten wurde die Scheibe zuweilen desaströs verloren, aber entweder hatte Lange sie kurz darauf, oder die Bietigheimer zeigten, dass sie auch noch nicht so weit sind. Am Ende fielen noch jeweils zwei Tore, wobei eine Mini-Bogenlampe dabei war, wo die Roosters-Hintermannschaft nicht sonderlich souverän wirkte.
Die vielleicht zu einem Viertel gefüllte Halle (Kann das schwer schätzen!) gefiel. Durch die offenen Kurven kam ungewohnt viel Licht hinein. Der Videowürfel passt, Wiederholungen von Spielszenen werden im Ländle allerdings wohl als Modewelle wahrgenommen. In der Mitte der Bietigheimer Fankurve standen ein paar Ultras, die gelegentlich ein wenig Stimmung machten. Dabei kam auch ein Plakat gegen die DEL und Funktionäre zum Einsatz, bei dem ich hoffte, dass sie hoffentlich wissen, wessen Vertreter den zuletzt gescheiterten Aufstieg vermurkst hatten. Dem gegenüber sah ich etwas mehr als ein Dutzend junge Iserlohner mit Stadtwappen-Flagge sowie noch den einen oder anderen Trikot-Fan aus der Heimat. Dazu liefen dort noch vereinzelte Bremerhavener herum. Stimmung sollte wohl das Werbungs-Maskottchen vermitteln, welches jeweils zwischen Zamboni und Drittelstart seine Runden drehte. Diese suggerierte Flasche mit grünem Verschluss und zwei raus guckenden, humanoiden, winkenden Armen geriet etwas albern und zeigte, dass der mutmaßliche BWL-Student nicht mehr der Aufschrift "Medium" genügte, sonder vielmehr bereits ziemlich durch wirkte. Ein frei zugänglicher WLAN-Spot verkürzte die Pausen. Die Heim-Fans erlebte ich wie schon vereinzelt bei der WM als sehr angenehm. Gespräche mit Witz verstand man dort überwiegend. Mit meinem Riga-2016-Shirt hatte ich den meisten Anwesenden nun mal auch mindestens eine erfolgreiche Olympia-Quali voraus.
Den einen oder anderen dummen Zwischenruf gab es natürlich auch, jedoch sorgten die auf Grund des Dialekts bei mir stets für Spontan-Lacher. Beim Schlussgang aufs Klo sah ich im Flur den ersten Bremerhavener Spieler sich mit Pucks warmzocken, weiter oben hinter der Fankurve den nächsten. Letzterer mehr Bart als Zahn am bzw. im Gesicht spazieren tragende Herr freute sich über mein gönnerhaftes "Have fun!", bevor ich die Halle verließ. Da ich mir den im Ticket beinhalteten Super Clasico zwischen dem DEL-Abonnement-Favoriten und Helvetias Finest schenken wollte, ging ich zurück zum Auto, an welchem ich feststellen musste, dass ich auch lieber mal Aa in der Arena gemacht hätte, aber die Bodenwellen auf der Heimfahrtstrecke meinten es gut mit mir und meiner Unlust nochmal zurück zu laufen.
Nach einer Dinner-Pause im amerikanischen Feinkostrestaurant mit dem goldenen Großbuchstaben war ich dann gegen 20:30 Uhr zurück und neben dem erwähnten Festival um eine Auswärts-Tour reicher.
Spielerisch war da gestern nicht sonderlich viel zu erkennen, zumal nicht viel Gleichzahl gespielt werden wurde.
Die begangenen Fouls fand ich zum Teil auch seltsam, allerdings war da nichts hyperbrutales bei. So lange sich das in der Vorbereitung nicht zu sehr häuft, kann ich das bei diesem Spiel so hinnehmen.
Ich persönlich sehe noch keinerlei Grund für Alarm. Wenn am letzten WE vor Saisonstart noch überwiegend desaströse Auftritte daheim folgen, dann kann man sich leicht Sorgen machen. Und für wirkliche Untergangsstimmung muss weit mehr bzw. erst mal überhaupt was passieren, denn Vorbereitung ist halt Vorbereitung. Der eine oder andere Sieg wäre allerdings sicherlich mental ganz angenehm, fürs Team wie für uns.